Père Michel (* um 1160, † 14. Januar 1184 in Saint-Martin-au-Bois) ist Dorfpriester von Saint-Martin-au-Bois und der jüngere Halbbruder von Balian von Ibelin. Weil Balian senior die Schmiede an seinen vermeintlich älteren Sohn Balian junior vererbt, bleibt für den Bruder nur die Wahl, bei seinem Bruder Geselle zu werden oder Geistlicher zu werden. Als Priester gehört er allerdings dem Ersten Stand in Frankreich an und hat damit auch einen Autoritätsanspruch gegenüber seinem älteren (Halb-)Bruder.
Biografie[]
Königreich der Himmel[]
Nachdem seine Schwägerin infolge der Totgeburt in Depression verfällt und mit einem Strick Selbstmord begeht, verweigert der Priester ihr die Bestattung in geweihter Erde auf dem Friedhof des Dorfes und ordnet die Bestattung außerhalb des Dorfes und ohne Sarg am Wegkreuz etwa eine Viertelmeile östlich des Dorfes an. Seinen Bruder, der wegen des Selbstmordes seiner Frau unter Schock steht und vor Trauer nicht weiß, wie er damit fertig werden soll, seine Familie verloren zu haben, lässt er unter dem Vorwurf der Teufelsbesessenheit einsperren.
Der Erzbischof, der von dem schrecklichen Unglück hört, das den von ihm als Handwerker sehr geschätzten Balian getroffen hat, verbietet dem Priester, den Leichnam zu verstümmeln, wie es vom Kirchenrecht in Selbstmordfällen gefordert wird.
Objekt der Begierde: das Silberkreuz
Die Totengräber François und sein Gehilfe müssen unter Aufsicht des Priesters an der Kreuzung beim Wegkreuz das Selbstmördergrab ausheben. Während die Totengräber damit beschäftigt sind, hockt der Priester sich zu seiner toten Schwägerin und reißt ihr das Silberkreuz vom Hals, das er ebenso unbeobachtet einsteckt.
Als eine Truppe Kreuzritter unter dem Befehl Godfreys von Ibelin zu der Kreuzung kommt und der Knappe höflich darum bittet, die Straße freizumachen, lässt der Priester die Totengräber Karre und Leiche beiseite räumen.
Godfreys Knappe übergibt die Messspende seines Herrn.
Nachdem die Kreuzritter das offene Grab passiert haben, kehrt der Knappe noch einmal zurück und wirft dem Priester eine Münze als Messspende zu und beauftragt ihn im Namen seines Herrn, des für eine Seelenmesse und das Begräbnis zu verwenden. Der Priester steckt das Geld ein, doch er will es für sich selbst verwenden[1].
Er will den Rittern schon folgen, als ihm noch etwas einfällt. Er dreht sich um und weist den entsetzten François an, der Leiche den Kopf abzuschlagen. François weist darauf hin, dass sie seine Schwägerin war, aber der Priester beharrt darauf. Pflichtschuldigst hebt François die Axt und lässt sie niedersausen, als der Priester schon den Kreuzrittern nachläuft.
Der Erzbischof weist den Priester an, Balian freizulassen.
Auf dem Weg trifft er den Erzbischof, der ihn nach dem Begräbnis fragt. Der Dorfpriester bestätigt die Beerdigung und macht sich der Sünde der Lüge schuldig, als der Bischof ihn fragt ober den Leichnam auch nicht verstümmelt habe und er mit nein antwortet. (Spitzfindig betrachtet, hat er das ja nicht selbst getan ... Aber er hat die Weisung dazu gegeben.) Der Erzbischof fragt weiter, ob er mit seinem Bruder gesprochen habe, worauf der Priester fragt, in welcher Angelegenheit, denn sein Bruder stehe noch unter Arrest. Der Bischof fordert, er solle seinen Bruder freilassen. Der Priester wehrt ab, sein Bruder sei vom Teufel besessen und müsse unbedingt examiniert werden. Der Bischof lehnt das ab und weist auf die Trauer Balians hin. Er befiehlt dem Priester nochmals, Balian freizulassen, denn er käme ohne ihn beim Kirchenbau nicht aus. Der Erzbischof händigt dem Priester auch eine Handvoll Silbermünzen für Balian aus und beauftragt ihn, seinem Bruder mitzuteilen, dass er ihn in jedes seiner Gebete einschließe. Widerwillig bestätigt der Dorfpriester dies und steckt, kaum dass der Bischof sich abgewandt hat, die Münzen selber ein.
Er geht zum Gefängnis, das ein alter Wächter beaufsichtigt und gibt Anweisung, Balian freizulassen. Der Ältere verlässt zwar das Gefängnis, aber er bringt kein Wort heraus.
Der Priester bedient sich am Büffet
Später ist der Priester beim Fest, das der örtliche Fürst für die Rückkehr seines jüngeren Bruders gibt, als einer der Dorfhonoratioren eingeladen. Er bedient sich reichlich am mächtig beladenen Büffet[2] und sucht sich einen warmen Platz, um sich satt zu essen. Im Lauf der Unterhaltung am Herrentisch bekommt er mit, dass sich Godfrey für den Schmied zu interessieren scheint.
Der Priester trifft Balian am Wegkreuz.
Nach dem Ende des Banketts kommt er mit den Totengräbern, die Spenden des Fürsten für die Kirche tragen, bei Wegkreuz vorbei, wo Balian teilnahmslos im frisch gefallenen Schnee kniet und nach dem Grab seiner Frau sucht. Wahrheitswidrig behauptet der Priester gegenüber seinem Bruder, er wisse nicht wo das Grab sei, weil er bei der Beerdigung nicht zugegen gewesen sei (spitzfindig betrachtet zwar richtig, weil er die eigentliche Grablegung nicht abgewartet hat, aber dass er um die Lage des Grabes nicht weiß, ist eine schlichte Lüge.). Balian geht darauf nicht ein, sondern sieht seinen Bruder nur schweigend an. Den Priester sticht der Hafer. Er beginnt, Balian zu ärgern, indem er ihn mehrfach schubst. Selbst den Umstand, dass Balian sich dagegen nicht wehrt, legt Père Michel zu dessen Nachteil aus, indem er ihm vorwirft, er betrachte sich wohl als sündenfrei, weil er stets die andere Wange hinhalte - und hält ihm diese angebliche Ansicht als Sünde vor.
Später trifft er sich erneut mit den Kreuzrittern, schwärmt von Balians Fähigkeiten als Schmied und meint, unterstützt vom Johanniter Godfrey überredet zu haben, Balian mit auf den Kreuzzug zu nehmen. Dessen wahre Beweggründe, Balian mitzunehmen, bleiben dem Priester jedoch verborgen.
Der Priester betätigt sich als Marktschreier.
Am folgenden Tag führt Michel die Kreuzritter zur Schmiede seines Bruders und wirbt nochmals mit dem Talent eines Marktschreiers für die Fähigkeiten des Älteren, während Balian die Pferde der Ritter neu beschlägt. Odo verbietet ihm schließlich den Mund, doch so einfach ist der Priester nicht zu stoppen. Als Godfrey sich als Balians Vater bekennt, ist Michel in Hörweite. So erfährt er, dass eigentlich er als der leibliche Sohn des früheren Schmiedemeisters nach französischem Recht rechtmäßige Erbe der Schmiede ist[3]. Dies stärkt seine Absicht, seinen Bruder in Richtung Heiliges Land loszuwerden.
Doch Balian will nicht auf den Kreuzzug gehen und beharrt darauf, dass sein Platz im Dorf sei. Die Kreuzritter reiten ohne ihn fort, und Père Michel reagiert mit einem gereizten Schnaufen. Am Abend sucht er die Schmiede nochmals auf, in der sein Bruder Klingen schmiedet. Er macht ihm Vorhaltungen, dass er dringend ein neues Leben anfangen muss, wozu Jerusalem am besten geeignet sei. Als Balian auch darauf nicht reagiert, sondern weiter seine Klingen schmiedet, weist der Jüngere darauf hin, dass er das Los seiner Frau in der Hölle erleichtern könne, ginge er nach Jerusalem. Doch dann begeht er den tödlichen Fehler, einzuräumen, dass er sie hat köpfen lassen. Balian sieht das Silberkreuz, das sein Bruder seiner Frau gestohlen hat, an dessen Hals, rastet aus und durchbohrt seinen Bruder mit einer glühenden Klinge, drückt ihn in die Flammen der Esse. Brennend und schreiend rennt er noch einige Schritte durch die Schmiede und stirbt.
Hinter den Kulissen[]
Père Michel wird von Michael Sheen gespielt und in der deutschen Fassung von Marcus Off synchronisiert.
Im Film, im Drehbuch und im Abspann wird diese Figur lediglich als Dorfpriester bezeichnet. Die hier verwendete Benennung beruht auf dem inoffiziellen Buch zum Film, veröffentlicht auf der Webseite Gundolfs Bibliothek.
Zitate[]
„Sie war eine Selbstmörderin! Köpft sie! Und bringt die Axt zurück!“ |
— Père Michel zum Totengräber François und seinem Gehilfen in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 1 - Die Hinrichtung |
„Aber mei... mei... mein Bruder ..., Mylord Bischof, er ist vom Teufel besessen und muss unbedingt ... examiniert werden!“ |
— Père Michel zu Erzbischof Guillaume in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 2 - Das Dorf |
„Ihr Grab war gleich hier ... oder war es dort? Ich fürchte, ich kann's dir nicht genau sagen. Ich war bei dem Begräbnis nicht zugegen.“ |
— Père Michel zu Balian von Ibelin in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 4 - Sündenfall |
„Du hältst immer die andere Wange hin. Ich hab' das Gefühl, du betrachtest dich frei von Sünde ... DAS ist eine Sünde!“ |
— Père Michel zu Balian von Ibelin in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 4 - Sündenfall |
„DAS ist der Mann! DAS ist der Mann!“ |
— Père Michel zu Godfrey und seinem Gefolge in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 5 - Erinnerungen |
„Er hat großartige Belagerungsmaschinen gebaut. Er hat Kriegsmaschinen gebaut, die die größten Steine schleudern.“ |
— Père Michel über Balians Fähigkeiten zu Godfreys Leuten in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 5 - Erinnerungen |
„Das Dorf will dich nicht! Wenn der alte Fürst stirbt, werden sie dich verjagen! Wenn der Bischof stirbt, ist es gewiss!“ |
— Père Michel über die angebliche Ablehnung der Dorfbewohner gegenüber dem Ehemann einer Selbstmörderin zu Balian (von Ibelin) in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 7 - Fahr' zur Hölle! |
„Sie hätten dich mit nach Jerusalem genommen. Fort ... von all dem hier. Ich hatte dafür gesorgt! Ich schwöre dir, du wirst keinen Frieden finden, solange du hier verweilst! Kein Mann hat je eine neue Welt mehr gebraucht! Du könntest dich von Sünde und Schmerz befreien. Ausgelöscht - alles! Wenn du mit auf den Kreuzzug gehst erleichterst du vielleicht das Los deiner Frau in der Hölle.“ |
— Père Michel über die Notwendigkeit, dass Balian ein neues Leben im Heiligen Land anfängt (und er dessen Besitztümer übernehmen kann) zu Balian (von Ibelin) in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD Kapitel 7 - Fahr zur Hölle! |
„Ich ... will es ... taktvoll ausdrücken: Sie war eine Selbstmörderin! Sie ist in der Hölle! Ich frage mich nur, was sie da ohne Kopf macht?“ |
— Die letzten Worte des Dorfpriesters zu seinem Bruder Balian, der ihn dafür umbringt in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD Kapitel 7 - Fahr zur Hölle! |