König Balduin IV.[1] (* 1161, ✝ 16. März 1185, Jerusalem) ist König von Jerusalem. Seine Lepraerkrankung zwingt ihn, eine silberne Maske zu tragen, um seinem Gefolge den Anblick seines durch die Krankheit entstellten Gesichtes zu ersparen.
Biografie[]
Frühes Leben[]
Balduin IV. wird um 1161 als jüngeres Kind des König Amaury I. von Jerusalem geboren. Er hat eine ältere Schwester[2], Sibylla von Jerusalem. Zu seinen Lehrern gehört Godfrey von Ibelin.
Noch vor seiner Thronbesteigung, als er mit anderen Jungen spielt, verletzt er sich am Arm. Godfrey bemerkt, dass der Junge keinen Schmerz spürt und ist sicher, dass der junge Prinz Lepra hat, weil sie gefühllos macht. Weinend berichtet er dem Vater, noch bevor die Leibärzte des Königs die Feststellung bestätigen können[3]. Wegen dieser Krankheit kann er weder heiraten noch Kinder haben. Die Sicherstellung der Thronfolge liegt also bei seiner Schwester Sibylla. Durch sie wird er Onkel des späteren Königs Balduin V. Ihrem zweiten Gemahl, Guy de Lusignan, steht Balduin IV. skeptisch gegenüber, weil er dessen Fanatismus gegen die Muslime ablehnt.
1174 folgt er dem Vater als Dreizehnjähriger auf den Thron. Als sein Bailli[4] fungiert Raymond von Tiberias[5], ein enger Freund Godfreys. Die Feinde des Königreichs meinen, mit einem Kindkönig, der einem Bailli die Regierung überlassen muss, leichtes Spiel zu haben. Doch sie irren sich. 1177 erringt Balduin im Alter von sechzehn Jahren einen grandiosen Sieg über Saladin, der ihn bis an sein Lebensende begleiten wird.
Spätestens als junger Erwachsener ist er genötigt, eine silberne Maske zu tragen, um seiner Umgebung den schrecklichen Anblick seines durch die Lepra entstellten Gesichtes zu ersparen. Ab diesem Zeitpunkt speist er auch nicht mehr in Gesellschaft seines Gefolges. Seine Schwester meidet seine Gegenwart, weil ihr sein Anblick unerträglich ist.
Ab 1178 bemüht er sich darum, Frieden mit Saladin zu erreichen und kann mit ihm einen Waffenstillstand schließen. Er erklärt auch, dass Jerusalem ein Ort sein soll, an dem alle - gleich welchen Glaubens - willkommen sind. Er übernimmt damit die Toleranz der vormaligen muslimischen Herrscher Jerusalems.[6]
Königreich der Himmel[]
1184 erhält er die Nachricht, dass sein Lehrer Godfrey in Messina verstorben ist und dessen unehelicher Sohn Balian der Erbe seiner Güter, aber auch seiner Pflichten ist[7]. Tiberias lädt - offenbar mit Einverständnis oder sogar im Auftrag Balduins - Balian in den Palast zum Essen ein. Während des Essens bestellt Balduin Godfreys Sohn zu sich.
König Balduin IV. empfängt Balian von Ibelin in seinen Gemächern im Palast von Jerusalem.
Als Balian eintrifft, erzählt Balduin ihm von Godfrey und der Entdeckung seiner Krankheit. Er lädt ihn an seinen Schachtisch und fragt ihn, ob er Schach spiele, was Balian mit "Nein" beantwortet. Balduin erklärt ihm:
„Die ganze Welt liegt im Schach. Entferne dich von dem Punkt, an dem du anfängst und du kannst dir deines Endes nicht sicher sein.“ |
— König Balduin IV. zu Balian von Ibelin in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 23, König Lepra |
Balduin IV. erklärt Balian, dass die ganze Welt ein Schachspiel ist.
Auf seine ergänzende Frage, ob Balian sich seines Endes schon mal sicher war, antwortet der einsilbig mit "Ja". Balduin ist das zu dünn. Er will wissen, was für ein Ende das gewesen sei. Balian sagt ihm: "Mein Grab lag hundert Schritt von dort, wo ich geboren wurde." Es ist die Antwort eines Menschen, der für sich nie die Möglichkeit gesehen hat, sein Dorf jemals zu verlassen. "Und jetzt?", hakt der König nach. "Jetzt bin ich in Jerusalem und sitze vor einem König", erwidert Balian. Balduin erkennt aus dieser Antwort, dass Balian klug genug ist, zu verstehen, dass er sich im Schachspiel des Lebens vom Anfangspunkt wegbewegt hat - und sich seines Endes gewiss nicht mehr sicher ist. Balduin fährt fort:
„Als ich sechzehn Jahre alt war, errang ich einen großen Sieg. An dem Tag dachte ich, ich würde hundert Jahre alt werden. Jetzt weiß ich, dass ich nicht einmal dreißig werde“ |
— Balduin IV. zu Balian von Ibelin in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 23, König Lepra |
Balduin IV. fordert von seinem neuen Baron ein moralisch einwandfreies Leben.
Er macht Balian klar, dass es wichtig ist, ein moralisch einwandfreies Leben zu führen, auch gegen den Widerstand vorgeblich höher gestellter Personen:
„Keiner von uns weiß, wie sein Ende aussehen wird oder wessen Hand ihn dorthin führen wird. Ein König mag einen Mann fordern, ein Vater mag Anforderungen an seinen Sohn haben. Und dieser Mann kann auch sich selbst fordern. Und nur dann kann dieser Mann wahrhaftig sein eigenes Spiel spielen. Merkt Euch: Egal wie man mit Euch spielt oder wer: Eure Seele gehört Euch allein. Selbst wenn jene, die mit Euch spielen, Könige sind oder Männer mit Macht: Wenn Ihr vor Gott steht, könnt Ihr nicht sagen, dass man Euch befohlen hat, so oder so zu handeln, oder dass Tugendhaftigkeit gerade nicht angebracht war. Das wird nicht genügen. Denkt immer daran.“ |
— Balduin IV. zu Balian von Ibelin in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 23, König Lepra |
Balduin IV. lässt Balian die Befestigungsanlage prüfen - und ist sehr zufrieden mit dem, was der junge Baron ihm vorschlägt.
Balian verspricht, dies zu tun. Balduin prüft seinen neuen Baron und gibt ihm eine Zeichnung der Festungsanlage, fragt ihn, ob er wisse, was das sei. Balian erkennt, worum es sich handelt und gibt die richtige Antwort. Der König erkennt, dass Balian das, was er sieht, nicht wirklich gefällt. Beeindruckt bittet Balduin ihn, zu sagen, wie er es machen würde. Balian zeichnet mit wenigen Strichen eine kreuzförmige Mauer und schlägt vor, eine solche oder - noch besser - eine sternförmige Mauer zu bauen, denn so sei die Stadt zu verteidigen, ganz gleich von welcher Seite der Feind anrücke. Balduin ist zufrieden und entlässt Balian nach Ibelin mit dem Hinweis, dass es nun ihm gehöre. Er gibt ihm den Auftrag, den Pilgerpfad zu schützen.
„Achtet besonders auf die Juden und die Moslems. Alle sind in Jerusalem willkommen! Nicht nur, weil es dem Zweck dient, sondern weil es richtig ist. Beschützt die Hilflosen. Und eines Tages, wenn ich hilflos bin, werdet Ihr kommen und mich beschützen.“ |
— Balduin IV. zu Balian von Ibelin. in Königreich der Himmel, Director's Cut, DVD-Kapitel 23, König Lepra. |
Balduin erkennt in den Antworten und dem Verhalten Balians, dass er eine passende Alternative zu Guy de Lusignan ist, der - falls er durch Sibylla an die Macht kommt - Krieg gegen die Muslime führen wird. Im Einverständnis mit ihrem Bruder besucht sie Balian in Ibelin und bleibt länger[8].
Während Sibylla in Ibelin weilt, klagt Tiberias Reynald de Châtillon wegen eines Überfalls auf eine Karawane des Friedensbruchs an. Der Großmeister der Templer und Balduins Schwager Guy de Lusignan verteidigen den abwesenden Reynald. Bevor Balduin ein Urteil fällen kann, erscheint ein Bote, der ihm eine Nachricht übergibt. Der König liest sie sofort und erfährt, dass Saladin mit 200.000 Mann den Jordan überschritten hat. Tiberias ist klar, dass er zuerst nach Kerak marschieren wird. Balduin ordnet an, die Truppen zu versammeln, was auch von den Templern mit Jubel beantwortet wird. Er kündigt an, das Heer selbst zu führen - auch gegen Raymonds Warnung, dass er eine solche Reise nicht lebend überstehen wird. Ferner befiehlt er, Balian zu informieren, dass er das Volk beschützen soll.
Das Heer Jerusalems unter der persönlichen Führung des jungen Königs erreicht Kerak, als Balians Männer gerade von Imads Reitern geschlagen worden sind, die Überlebenden aber die Erlaubnis erhalten, sich nach Kerak zurückzuziehen. Balduin trifft sich mit Saladin zu einer kurzen Verhandlung auf offenem Feld. Er bittet den Sultan, seine Streitkräfte zurückzuziehen, anderen falls würden hier alle sterben. Er sagt zu, dass Reynald bestraft werden wird. Saladin lässt sich davon überzeugen und befiehlt den Rückzug. Er verspricht zudem, dem todkranken Balduin seine Leibärzte zu schicken.
Der König zieht in Kerak ein und wird von de Châtillon begrüßt, der festlich gekleidet ist. Balduin fordert von Reynald unmissverständlich dessen Unterwerfung und den Friedenskuss auf seine leprazerstörte Hand, an der kein Finger mehr vollständig ist. Reynald küsst pflichtschuldigst die Hand des Königs, Balduin schlägt ihn als erste Strafe mehrfach mit der Reitgerte ins Gesicht, muss aber erkennen, dass er sich in seinem geschwächten Zustand damit übernommen hat. Er bricht zusammen und kann nur knapp von zweien seiner Soldaten aufgefangen werden, die Tiberias heranwinkt. Sie helfen ihm in eine vorsorglich mitgenommene Liegesänfte.
Balduin bemerkt den vom Kampf derangierten, bescheiden mit seinen überlebenden Männern am Tor stehenden Balian und winkt ihn zu sich. Er sagt zu ihm:
„Wenn Ihr so weitermacht, werde ich eine Aufgabe für Euch finden müssen - das heißt, wenn Gott Euch entbehren kann.“ |
— Balduin IV. zu Balian von Ibelin in Königreich der Himmel Director's Cut, DVD Kapitel 33, Der Kuss des Friedens |
Balian meint, dass Gott ihn nicht kenne, aber Balduin erwidert: "Aber ich kenne Euch." Es bleibt unklar, woher der König die Information hat, was Balian unter Einsatz seines und der Leben seiner Männer für das fliehende Volk getan hat, aber er will Balian dafür ehren.
Balduin weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Er will seine irdischen Angelegenheiten regeln und auch für einen geordneten Übergang der Macht in die richtigen Hände sorgen. Mit Tiberias und Sibylla fasst Balduin nach Balians Heldentat von Kerak den Entschluss, Guy durch Balian zu ersetzen[9]. Er lässt Balian zu sich rufen, macht deutlich, dass Guy de Lusignan den Frieden brechen wird, wenn er durch Sibylla an die Macht kommt, die für ihren Sohn Regentin sein wird, wenn ihr Bruder tot ist. Er bietet ihm das Oberkommando über das Heer Jerusalems an und bittet ihn, seinen Neffen zu beschützen. Balian ist von dieser Ehre durchaus angetan und stimmt zu, sagt zu, alles zu tun, was Balduin von ihm verlangt. Doch als Balduin ihm Sibyllas Hand geben will, fragt Balian, was denn mit Guy sei. Tiberias erklärt, dass er hingerichtet würde - samt seiner Ritter, die Balian nicht die Treue schwören. Balian lehnt entsetzt ab, will dafür nicht der Anlass sein. Er weist Balduin auf dessen eigene Mahnung hin, dass die Seele eines Menschen allein diesem Menschen gehöre. Balduin nickt und bestätigt, dass dies seine Worte gewesen seien. Balian verneigt sich leicht und sagt, der König habe seine Liebe - und seine Antwort. Balduin akzeptiert die Gewissensentscheidung seines Lehnsmannes, aber ihm ist bewusst, dass mit Balians Verweigerung, in dieser Intrige mitzumachen, Guy als Gemahl der künftigen Regentin den mühsam aufrechterhaltenen Frieden brechen wird, sofern Sibyllas Sohn zum König gekrönt ist.
Die Ärzte Saladins kommen zum Palast in Jerusalem und bemühen sich nach Kräften, den Verfall des Königs jedenfalls zu verlangsamen. Doch Balduin hat den Lebensmut verloren, nachdem der Vasall, auf den er alle Hoffnungen gesetzt hat, ein gar zu gut funktionierendes Gewissen an den Tag legt. Als der Patriarch bei ihm erscheint und den König zur Beichte auffordert, lehnt er brüsk ab und schickt ihn fort, damit er mit seinen Geistlichen die Krönung seines Neffen vorbereitet.
Wenig später spürt er sein Ende nahen und bittet Tiberias, Sibylla zu holen. Seine Schwester kommt, als Balduin gerade kurz eingenickt ist. Ihre Berührung weckt ihn. Er genießt noch einmal den Anblick der schönen Frau, bittet sie um Vergebung, wenn er ihr Schmerz bereitet haben sollte und verabschiedet sich von ihr. Mit der Erinnerung an seinen großen Sieg über Saladin stirbt Balduin IV.
Hinter den Kulissen[]
Balduin IV. von Jerusalem wird von Edward Norton verkörpert und in der deutschen Fassung von Jaron Löwenberg synchronisiert.
Edward Norton verzichtete auf eine Nennung im Abspann, möglicherweise deshalb, weil er durch die Maske oder Verbände, die sein Gesicht verdecken, nie erkennbar ist.
Einzelnachweise[]
- ↑ Der Name wird im Film nie genannt. Die Handlungszeit passt aber in Balduins IV. Regierungszeit. Zudem hat es außer ihm keinen König Jerusalems gegeben, der mit gerade 24 Jahren an den Folgen von Lepra starb.
- ↑ Die historische jüngere Halbschwester Isabella, die Tochter der Stiefmutter Balduins und Sibyllas war - Maria Komnena - bleibt im Film ebenso unerwähnt wie die Tatsache, dass Isabella bei ihrer Mutter und deren zweitem Gemahl Balian von Ibelin lebte. Das hätte mit einem jungen Balian, in den sich Sibylla verliebt, nicht zusammengepasst.
- ↑ Aussage Balduins gegenüber Balian von Ibelin.
- ↑ Bailli: Eines der Ämter des Königreichs Jerusalem, das jedoch nur dann vergeben wird, wenn der König wegen Unmündigkeit oder Krankheit nicht regierungsfähig ist.
- ↑ Raymond von Tiberias ist Raymond von Tripolis nachgestaltet, wie Autor William Monahan im Kommentar auf der DVD erwähnt. Da Raymond von Tripolis mehrfach als Bailli für Balduin IV. regierte, wäre Tiberias derjenige, der für den unmündigen König regiert haben muss.
- ↑ Aussage des Johanniters gegenüber Balian von Ibelin im DVD-Kapitel 20, Der Marschall von Jerusalem.
- ↑ Nach beiden Drehbuchfassungen schreibt Godfrey von Messina Briefe nach Jerusalem, mit denen er Balians Ankunft und dessen Erbenstellung beim König bekannt macht. Im Film wird dies allerdings weder in der Kinofassung noch im Director's Cut ausdrücklich erwähnt. Sibylla weiß jedoch vor Balians Erscheinen im Palast, wer Balian ist. Es muss also eine Information an das Königshaus geben. Theoretisch könnte der Johanniter den König entsprechend persönlich unterrichtet haben.
- ↑ Dies wird nicht explizit im Film erwähnt, aber da Balduin später die Gefahr erwähnt, die Guy darstellen wird, falls er durch Sibylla die macht erlangt, ist es wahrscheinlich, dass sie im Einverständnis mit Balduin nach Ibelin reist, wenn nicht gar in seinem direkten Auftrag.
- ↑ Die Konspiration wird weder im Film noch im Drehbuch direkt präsentiert, ergibt sich aber aus den späteren Aussagen gegenüber Balian von Ibelin.